Es gibt manche Dinge, die eine ganz besondere Faszination ausstrahlen – für mich gehört dazu der Baikalsee. Irgendwann haben wir den im Russischunterricht bei Natalja besprochen und Sie bat uns, darüber genauer im Internet zu recherchieren. Als ich das getan habe, hat mich der Baikalsee ganz langsam aber kontinuierlich in seinen Bann gezogen. Wie das im Einzelnen war, kann ich nicht mehr rekonstruieren, aber es gibt jetzt immer mehr Einzelheiten, die dazu beitragen.
Zum Beispiel der heutige Tag, an dem ich zum ersten Mal am Baikalsee stand. Ich kam mir vor wie an einem Meer, soweit das Auge blickte war das andere Ufer nicht zu sehen. Am Horizont verschmolz der Himmel mit der Eisfläche, ganz sanft und fast ohne Übergang. Das ist an so einem Sonnentag unglaublich beeindruckend, wenn diese Weite unbegrenzt scheint.
Angekommen bei dem wunderbaren Wetter, wollte ich natürlich sofort aufs Eis und habe das auch gemacht. Bin 20m, 50m, 100m und weiter rausgegangen und habe den gigantischen See genossen.
Und auf einmal knackte es hinter mir – ein fürchterliches Geräusch, als ob das Eis einbricht. Das Herz ist mir in die Tasche gerutscht, ich bin total erschrocken.
Hab um mich geschaut und sah auf dem Eis weit und breit keine Leute … Und wieder war da dieses Knacken. Ich spürte jetzt mein Herz direkt am Hals, es schlug rasend. Ich spürte das Adrenalin und hatte dann diesen Flucht-Impuls. Ich konnte nicht schnell laufen, denn es war spiegelglatt, „ganz ruhig bleiben, Brauner!“, dachte ich mir. Ich wollte rennen, musste ich mich aber beherrschen und lief Richtung Ufer. Und wieder dieses Knacken, bloß jetzt nicht die Kontrolle verlieren. Noch 100m, dann war es geschafft. Puh.Obwohl das Eis etwas trüb war, konnte ich den Grund schemenhaft erkennen. Ein eigenartiges Gefühl, denn ich spürte die Dicke des Eises nicht und konnte es auch optisch die Dicke nicht erkennen – irgendwie war mir etwas „mulmig“ zu Mute.
Vielleicht hat dazu auch die Geschichte von Sascha beigetragen, die ich gestern Abend von ihr gehört habe. Sascha und ihr Mann sind meine Couchsurfing-Gastgeber hier in Irkutsk.
Die Geschichte erzählt euch Sascha morgen selber … Erst mal noch zum gestrigen Tag.
Jetzt erst mal Luft holen und tief durchatmen. Ok, das war ja wohl ein anderer Anfang als mein „Winter-Märchen“ mit der Überquerung des Baikal-Sees. Das hatte ich mir ja schon aus dem Kopf geschlagen, da der See nicht komplett zugefroren war wegen des ungewöhnlich milden Winters. Dann wollte ich den See erst mal lieber vom sicheren Ufer aus anschauen und bin die Straße entlang geschlendert in Richtung Dorfausgang von Listvianka.
Traumhaft ruhig lag der See im hellen Sonnenlicht, ich wurde wieder ruhiger und genoß jetzt den Ausblick. Einen kleinen Anstieg hinauf sah ich dann Leute um ein Feuer stehen, die grade Picknick machten.
Hab gefragt, ob die ein Foto von mir mit dem See machen würden, „Klar, kein Problem.“
Und ob ich vielleicht noch einen Tee möchte 😉
War das genial, hab ich gerne angenommen. Haben mir auch zum Essen angeboten, war aber noch satt und habe nur ein Stück vom Konfekt probiert.
Danach ging ich noch ein Stück den Berg hinauf, dort wo grade gebaut wird. Eines der Häuser schien mir geeignet für ein Foto. Ich habe einfach probiert, ob ich rein kam. 1. Tür war offen, an der 2. gerüttelt – verschlossen. Schade, wollte grade gehen, da wird von Innen geöffnet. Mohamed, der Usbekische Bauarbeiter wohnte auf der Baustelle und führte mich herum, bis in die 3. Etage.
Dort habe ich den wunderbaren Blick genossen und für euch mit dem Foto festgehalten:
Faszinierend, dieser See – allein schon die Grösse. Ich habe hier was gefunden, es zeigt die Relation des Sees zu Deutschland (auf dem zweiten Bild). Einfach schier unglaublich – und wunderschön… http://www.martingrund.de/sibirienbuch/infobaikal.htm